Worum geht es beim Kontext: "Karrierewege (Karrierestrahl)"?
Der Kontext ist entstanden in den Auseinandersetzungen über die
Klärungen der Vorstellungen, was eigentlich gemeint, verstanden,
erwartet und angestrebt wird, wenn etwas getan wurde oder werden
sollte, um "die Kompetenzen" zu vermitteln oder zu festigen.
Es bestand und besteht weiterhin häufig die Annahme, dass die
Kompetenzen ausreichend seien und sich im Zweifelfall von selbst
einstellten, wenn die jeweiligen Bildungsziele erreicht würden
(wurden). Passend dazu, wurden "gute Prüfungsnoten" und eine "hohe
Schulbildung" mit "hoher Kompetenz" gleichgesetzt, auch wenn
unverändert unklar blieb, was mit "Kompetenz" eigentlich gemeint
sei.
Jungen Menschen und anderen bildungswilligen Personen wurden
Karrieren in Aussicht gestellt, die sich eröffnen ließen, wenn sie
die dafür notwendig und ausreichend gehaltenen Qualifizierungswege
beschritten, durchhielten und die festgelegten Prüfungen beständen.
Dazu wurden in die Stellenbeschreibungen und Funktionsbeschreibungen
sowie in die Anforderungsprofile für Kandidaten und Kandidatinnen
für "höhere" Funktionen "formale Vorqualifikationen" festgelegt. In
der Regel genügte und genügt auch heute noch der formale Nachweis
der Vorqualifikation. Worin sie tatsächlich inhaltlich besteht, wird
nicht überprüft und ist auch nicht (mehr) überprüfbar.
Getraut und vertraut wurde nur den eigenen Qualifizierungen.
"Fremde" Qualifizierungen oder gar Qualifizierungen, die sich aus
den Talenten, der Praxis, den Erfahrungen und der Teilnahme an
Qualifizierungsmaßnahmen von "unbekannten" oder "nicht (formal)
anerkannten" oder "zertifizierten" Bildungseinrichtungen ergaben,
wurden und werden auch heute noch nicht formal anerkannt und damit
unterstellt, dass die Kandidaten und die Kandidatinnen nicht
qualifiziert seien und auch nicht über die Kompetenzen verfügten,
welche "nur die eigenen und formal anerkannten" Qualifizierungen
vermitteln würden (könnten, dürften). Der offensichtliche Unsinn und
die reine Geschäftemacherei mit der Ware "Bildung und
Qualifizierung" wird durch ein rigides Bildungssystem ermöglicht,
erhalten und gegen alle Änderungen und Veränderungen abgeriegelt.
Die entsprechenden Gesetze sichern den weiteren Bestand.
Bei der Ermittlung von Wegen zur Professionalisierung des
Projektmanagements sind Antworten auf folgende Leitfragen
erforderlich:
- Welche Kompetenzanmutungen, Zumutungen und Auslobungen sind
mit einem Bestehen von Prüfungen oder dem Abschluss von
Studiengängen, Lehrgängen, Curricula oder einzelnen
Bildungsmaßnahmen verbunden?
- Welche Kompetenzen werden (tatsächlich) vermittelt?
- Welche Kompetenzen werden in den formalen Prüfungen
(tatsächlich) geprüft?
- Welche Annahmen führen (führten) zu den Prüfungen?
- Welche Aussagen bezüglich den Kompetenzen enthalten die
Noten und Benotungen?
- Welche Kompetenzen werden in den Teilnahmebescheinigungen,
Zeugnissen, Urkunden und Zertifizierungen (tatsächlich)
bestätigt?
- Welche Haftungen ergeben sich für die Bildungseinrichtungen
und zertifizierenden Stellen, wenn die von ihnen bestätigten
Kompetenzen (tatsächlich) nicht vermittelt wurden?
- Welche Ansprüche ergeben sich für die Teilnehmenden
gegenüber den Bildungseinrichtungen, Vorgesetzten und "Lehrern"
(aller Art), die verlangt haben, Zeit und Geld für die Teilnahme
an "ihren" Qualifizierungsmaßnahmen einzusetzen, wenn sie die
"falschen" Qualifizierungen vermittelt haben oder zu "außer
Spesen nichts gewesen" führten, z.B. weil die
Anforderungsprofile und Bewertungskriterien für Eignungen in der
Praxis sich nicht (mehr) mit den Qualifizierungszielen und
Ergebnissen decken (deckten)?
- Welche Haftungen ergeben sich für die Personen und
Organisationen, die darauf vertraut haben oder darauf vertrauen
konnten (durften), dass die "Abschlüsse" und "Zertifizierungen"
auch mit entsprechenden Eignungen und Kompetenzen der
Teilnehmenden verbunden seien?
- Welche Unterschiede und Abhängigkeiten bestehen
(tatsächlich) zwischen Talenten, Qualifizierungen, Kompetenzen
und Eignungen?
Die Antworten müssen in jedem Einzelfall gefunden werden.
Diese Kontext ermöglicht, erlaubt und erfordert:
- eine Standortbestimmung des IST,
- eine Bewertung des IST,
- eine Überprüfung der Inhalte des bestehenden
Bildungssystems,
- eine Bewertung der Reife der Personalarbeit und des
Bildungssystems für die Erkennung der Eignung der Kandidaten und
Kandidatinnen für das jeweils geforderte Projektmanagement,
- eine Ermittlung und Festlegung der Entwicklung der
Personalarbeit und des Bildungssystems für die Vermittlung, die
Erhaltung und den Ausbau von Kompetenzen für das
Projektmanagement,
- eine Klärung und Präzisierung der Auslobungen von
Versprechen von "Karrieren" - zumindest von "Karrieren im
Projektmanagement",
- eine Überprüfung und Anpassung der Eignung der "am
Bildungssystem beteiligten Organisationen" und Personen für die
Ausbildung, Weiterbildung, Fortbildung und Qualifizierung der
teilnehmenden Personen bezüglich jener Kompetenzen, die
tatsächlich für das geforderte Projektmanagement notwendig,
ausreichend und zielführend sind,
- die Planung, Organisation, Durchführung und Steuerung eines
"ganzheitlichen" Prozesses der Entwicklung der
"Professionalisierung des Projektmanagements",
- Die Übertragung der Erkenntnisse auf weitere Professionen.
- Die Übertragung der Ergebnisse und Erkenntnisse "in das
Bildungssystem" als Unterstützung des persönlichen Lernens durch
Organisationslernen, das schließlich zu einer lernenden
Organisation und letztlich zu einer "Lernenden Gesellschaft"
führt.
Der Prozess ist bereits im Gang. Der Weg ist lang. Jeder noch so
kleine Schritt zählt.
Heinrich Keßler, Autor, 2019.